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Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Kiedrich 1884 e.V.

Aus allen Jahrhunderten bis in die Vorzeit zurück berichten Sagen und Geschichte von Brandkatastrophen, die nicht nur den Herzschlag der unmittelbar betroffenen Bürger stocken ließen, sondern über Dörfer und Städte hinaus Aufregung, Angst, aber auch Tod verbreiteten. Immer wieder bekamen die Menschen neben der wohltätigen Wirkung des gezähmten Feuers die verheerende Gewalt der „entfesselten“ Flamme zu spüren.

 

Um dieser Gefahr zu begegnen, entstanden in unserer Region um 1560 die ersten Brunnennachbarschaften, dokumentiert durch die Eltviller Feuerschutzordnung. 1773 bekam die Stadt Eltville für das gesamte „Oberampt Rhingaw“, zu dem auch Kiedrich gehörte, vom Mainzer Kurfürsten eine Handfeuerspritze mit Pumpen und Lederschläuchen geschenkt. War in Kiedrich ein Brand ausgebrochen und konnte man in Eltville die Kiedricher Sturmglocken nicht hören, so mussten die „Feuerläufer“ eilends auf dem „Löschpfad“, dem heutigen Wiesenpfädchen, nach Eltville laufen und dort mit dem Feuerhorn und dem Ruf „Feurio“ die Eltviller Kameraden zum Einsatz in Kiedrich alarmieren.

 

Über 100 Jahre später, im Jahre 1884 fand sich eine Reihe von weitblickenden und einsatzfreudigen Kiedrichern zusammen, um mit ihrem ersten Brandmeister, dem Zimmermeister Josef Grebert, das Werk der Gemeinschaftshilfe – die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Kiedrich – zu beginnen. Dabei wurde zunächst mit einfachsten Hilfsmitteln begonnen: Ledereimer und Schläuche, eine Holzleiter, Einreißhaken und ein paar Pickel, die notdürftig in einer Scheune untergebracht waren. Nachdem der damalige Gemeinderat die geringe Wirkung dieser unzweckmäßigen Hilfsmittel erkannt hatte, stiftete die Gemeinde bereits 1885 der Feuerwehr eine Hand-, Saug- und Druckspritze.

 

Chronik

Kameraden mit der Hand-, Saug- und Druckspritze anläßlich des ersten Gründungsfestes 1909

 

1887 wurde Brandmeister Valentin Krams Wehrführer, der von Michael Buschmann im Jahre 1893 abgelöst wurde. Im Jahr 1897 übernahm Brandmeister Johann Flick die Wehr.

 

1914 war es wiederum die Gemeinde, die einsprang und ein Gerätehaus mit Trockenturm baute und auf dem Schulhofdach eine Feuersirene installierte. Neue Schläuche, eine fahrbare Leiter und ein Löschkarren wurden zum größten Teil aus privaten Spenden angeschafft. Im Weltkrieg 1914 – 1918 hat die Kiedricher Wehr unter Führung des Brandmeisters Johann Flick dank des tatkräftigen Einsatzes der nicht im Felde stehenden Kameraden ihre Aufgaben voll erfüllt.

 

1916 wurde der erste Großbrand in Kiedrich verzeichnet. Dabei brannten das bekannte Gasthaus „Zum Sprudel“ Ecke Kammgasse – Suttonstrasse (nach dem Wiederaufbau Pfarrheim mit Kindergarten, heute Privatbesitz) und zwei weitere Wohnhäuser mit Scheune vollständig nieder.

 

Insbesondere dabei stellte sich erneut heraus, dass die Feuerwehr Kiedrich für solche Großbrände nicht ausreichend ausgerüstet war.

 

Im Jahre 1920 wird Josef Grebert neuer Brandmeister und im Jahr 1922 übernimmt Brandmeister Josef Lamberti die Führung der Wehr. Im Jahre 1924 wurde Brandmeister Jakob Warzelhan neuer Kommandant und im Jahre 1930 wurde Heinrich Flick zum neuen Brandmeister der FFW Kiedrich gewählt.

 

Spritzenhaus

„Das alte Spritzenhaus“

 

1933 stiftete das St. Valentinushaus gemeinsam mit der Nassauischen Brandkasse eine moderne Motorspritze.

 

Mit dem Fortschritt der Technik wurde auch die Schlagkraft der Kiedricher Wehr immer besser. Dies bewies sich insbesondere bei drei großen Scheunenbränden(Mondani, Liebler und Steinmacher). Dem schnellen und umsichtigen Einsatz der Feuerwehrkameraden war es zu verdanken, dass die mit den Scheunen verbundenen Wohnhäuser keinen Schaden erlitten hatten.

 

Obwohl viele Aktive im 2. Weltkrieg an der Front waren, war der Brandschutz dennoch während dieser Jahre sichergestellt worden. Im Jahre 1947 übernahm Brandmeister Anton Seib die Führung der Wehr und leitete dabei einen Neuanfang zu einer schlagkräftigen Einsatztruppe nach dem Krieg ein. 1952 wurde Franz Scholl zum neuen Brandmeister gewählt, der dieses Amt über zwei Jahrzehnte ausführte.

 

Er legte besonderen Wert auf eine in dieser Zeit auf den neuesten Stand beruhenden Ausstattung. Insbesondere die ausreichende Ausstattung mit Schlauchmaterial, um jeden Brand vom Kiedricher Bach aus löschen zu können.

 

Ein freudiges Ereignis war für alle die Beschaffung einer Fahne, die anlässlich des 70- jährigen Jubiläums 1954 feierlich geweiht wurde.

 

Die Fahne ist ein Kunstwerk der Benediktinerinnen von der ewigen Anbetung, Kloster Johannisberg, die für diese Anfertigung mehr als tausend Stunden benötigten. Der Entwurf stammt von unserem Bürger Bruno Kriesel. Der Fahnenausleger, ein Schmiedekunstwerk, wurde von unserem Ehrenkommandanten Anton Seib und seinem Sohn Willi gefertigt und als Geschenk überreicht.

 

Fahnweihe.70.Jub. 1954

Fahnenweihe anlässlich des 70-jährigen Jubiläums im Jahre 1954

 

Die Kosten der Fahne wurden komplett durch Spenden der Einwohnerschaft bestritten.

 

Im Jahre 1959 beschaffte die Gemeinde das erste Löschgruppenfahrzeug. Es war jahrelang der Stolz der Kiedricher Feuerwehr.

 

Im Jahre 1972 übernahm Hans Kropp die Führung der Freiwilligen Feuerwehr Kiedrich. Auch er setzte sich in den nachfolgenden Jahren mit aller Kraft für die Erneuerung und Modernisierung der Einsatzabteilung ein. Hans Kropp ist es zu verdanken, dass bereits im Jahr 1972 eine Jugendfeuerwehr gegründet wurde. Sie sichert bis heute den Fortbestand der Einsatzabteilung.

 

Neben seinem Engagement für Kiedrich leistete Hans Kropp auch viel für den überörtlichen Brandschutz. Insbesondere führte er über viele Jahre das Amt des Kreisbrandmeisters aus. Darüber hinaus war er stellvertretender Vorsitzender des Kreisfeuerwehr-verbandes Rheingau.

 

Eine weitere Verbesserung der Ausrüstung erfolgt im Jahr 1975 durch die Anschaffung eines Einsatzleitwagens und im Jahr 1979 durch die Anschaffung eines Tanklöschfahrzeuges. Anlässlich des 100- jährigen Jubiläums übergab die Gemeinde der Feuerwehr bei den Jubiläumsfeierlichkeiten ein neues Löschgruppenfahrzeug.

 

Übergabe.Tanklöschfahr.1979.jpgÜbergabe
des neuen Tanklöschfahrzeuges im Jahre 1979

 

Im Jahre 1987 wurde Walter Steinebach zum neuen Ortsbrandmeister gewählt. Auch er setzte die Modernisierung der Wehr fort. Die verbesserte Ausstattung mit Funk, die weitere Ausrüstung mit schwerem Atemschutz und anderen technischen Geräten (Schere, Spreizer, Überdrucklüfter und vieles mehr) sowie die komplette Ausrüstung mit Funkmeldeempfängern machten die Wehr zu einem schlagkräftigem Instrument bei allen Einsätzen.

 

Einsatzabteilung.1979

Einsatzleitung in Jahre 1974


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